Naschmarkt-Ordinationen

MUND ZU!

"Mach den Mund zu- es zieht!" war ein beliebter Spruch meiner Großmutter.

Wie so oft ist an solchen Volksweisheiten auch etwas Wahres dran.

Viele Eltern und Großeltern beobachten, dass Ihr Sprössling den Mund stets leicht geöffnet hat.

Bei Kleinkindern sieht so ein geöffnetes "Schmöllmundchen" noch dazu ganz entzückend aus. Trotzdem sollte man diesem Thema mehr Beachtung schenken.

Hier die Fakten:

Bei habituell (gewohnt) offener Mundhaltung, verliert die Zunge den Kontakt zum Gaumen, sinkt in den Mundboden ab, oder hängt vor den Frontzähnen. Es fällt damit der wachsttumsstimulierende Reiz auf den Oberkiefer weg. Der Oberkiefer bleibt zu schmal und ein Kreuzbiß kann sich entwickeln. Die fehlende Muskelspannung (Tonus) der Lippe ist meist Teil einer generellen Haltungsschwäche.

In der Regel sind auch Rücken, Schultern und Wirbelsäule betroffen. Nur in wenigen Fällen ist eine behinderte Nasenatmung der Grund für den offenen Mund. Gemeinsam mit dem fehlenden Lippenschluss tritt oft auch eine Schluckstörung auf (infantiles oder kindlichen Schlucken). Die Zunge rollt nicht nach hinten ab, sondern presst sich beim Schlucken zwischen die Zahnreihen.

Das kann zu Sprechschwierigkeiten und offenem Biß führen.

Die Schwäche der Lippenmuskulatur beeinflusst auch das Wachstum des Unterkiefers und begünstigt eine längliche Gesichtsform.

Das kann wiederum den offenem Biß verstärken und auch Belüftungsstörungen im Innenohr zur Folge haben.

Im Schlaf führt der offene Mund dazu, dass der Unterkiefer nach hinten unten fällt und es so zur Einengung des Nasen- Rachenraumes kommt. Auch Kinder können bereits schnarchen! Die Folgen sind, wie beim Erwachsenen,Tagesmüdigkeit und Konzentrationsprobleme.

Die Fachleute diskutieren darüber, ob vergrößerte Mandeln oder Wucherungen in der Nase, die Folge oder die Ursache des Problems sind. Jedenfalls ist hier interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt.

Informieren sie Ihren Kinderarzt oder Zahnarzt, wenn sie bemerken, dass Ihr Kind ständig durch den Mund atmet.

In vielen Fällen kann ein/e Logopäde/In mit einem einfachen Schluck- und Lippenschluss Training helfen.(Myofunktionelle Therapie) Unterstützend kann im Volksschulalter eine geeignete Zahnspange helfen Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Eventuelle Hals- und Ohrenprobleme sollten durch den Facharzt für HNO Erkrankungen abgeklärt werden.